Heike hat geschrieben:
Das finde ich ne super Einstellung dazu. Wäre toll wenn andere auch so denken würden
Viele Schafhirten denken so, haben aber leider nicht die Möglichkeit dazu.
Der Schafhirte unseres Ortes hat seine Schafe wöchentlich woanders stehen, meist auf den Emsdeichen und den Emsauen. Er hat einen Vertrag mit der Gemeinde, seine Schafe pflegen und schützen die Deiche. 2 Meter hohe Stromzäune währen bei den Flächen unbezahlbar und die Gemeinde weigert sich, ihn finanziell dabei zu unterstützen.
Dann wollte er Herdenschutzhunde kaufen, aber hier steht ihm das Gesetz im Weg. Bei uns muss ein HSH eine feste Hütte mit Fundament haben. Dafür braucht er eine Baugenehmigung, die er nicht kriegt - und selbst wenn, bräuchte er Hütten auf allen Abschnitten der Emsdeiche.
Wenn man ihm nun eine mobile Hütte erlauben würde, folgt das nächste Problem: Hunde dürfen in Niedersachsen nicht hinter Weidezäunen mit Strom gehalten werden. In manchen Gebieten braucht er den Stromzaun aber, da kein fester Zaun steht und er Teilbereiche flexibel mit Schafzaun abstecken muss. Ohne Strom gehen die meisten Schafe durch Schafzaun aber durch.
Das ist wirklich zum Mäusemelken und manche Schafhalter geben die Schafhaltung deswegen auf. Ich kann da ehrlich gesagt schon verstehen, dass manche Schafhalter sich wünschen, dass der Wolf vergrämt oder gar bejagt wird. Das kommt bei vielen Hirten einfach nicht aus Wolfshass heraus, sondern aus purer Verzweiflung. Ebenso Halter von Damwild. Die eigene Existenz ist bedroht und die Gemeinden zucken nur mit den Schultern.
Zahlungen für höhere Zäune bekommt man in Niedersachsen übrigens erst dann, wenn mindestens 1 deiner Tiere vom Wolf gerissen wurde. Das Problem dabei: Der Wolf schnappt sich nicht nur eins. Wenn er auf die Weide kommt ist schnell mal der ganze Bestand getötet. Der Wolf kann da nichts für, die Tiere sind eingesperrt und es liegt in seiner Natur dann mehr als eins zu reissen, wenn er mehrere kriegen kann.
Dann kommt das Land an und sagt: Jetzt zahlen wir X Prozent der Aufrüstung ihres Weidenschutzes.
Dann sind aber nicht nur ein dutzend Tiere weg, sondern die Grundlage der Zucht. Die über Jahre selektierten Zuchtböcke, zuverlässige Muttertiere, einfach der gesamte Zuchtstamm. Man kann z.B. als Damwildhalter dann nicht einfach hingehen und sagen "Dann kaufe ich mir halt neue Tiere". So eine Zucht ist weit komplexer als man denkt und einige Zuchttiere aus der Nutztierhaltung sind viele tausend Euro wert und über Jahrzehnte, über Austausch mit Züchtern und viel Fachwissen selektiert.
Letztes Jahr passierte das einem Damwildhalter aus der Lüneburger Heide. Fast 40 Tiere tot, sein ganzer Bestand. Er stand vor über Jahre geführten Zuchtbüchern die nun ausgelöscht sind. Der gestandene Kerl fing vor laufender Kamera einfach an zu weinen. :(
Den Wolf auszulöschen kann und darf dann natürlich nicht die Lösung sein. Ich sehe da die Politik in der Verantwortung. Klar wird das Geld kosten, klar wird das schwierig. Aber wir wollen z.B. dass die Schafe unsere Deiche pflegen, damit wir sicher sind. Dann darf man beim Schutz der Schafe nicht knausern.